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Berichte über zurückliegender Lehrgänge
Kombinationslehrgang „Vorderlader-Böller-Wiederladelehrgang“ in Eschelbach 2022
Der erste Lehrgang im Jahr 2022 fand dieses Mal in Eschelbach in der Zeit vom 9. bis 11. April ohne einschränkende Gesetzesauflagen statt.
Dieser Ort ist ein Dorf im Süden des Rhein-Neckar-Kreises in Baden-Württemberg, das seit 1972 zur Stadt Sinsheim gehört. Sein Schützenverein, der nach der römischen Mythologie die Göttin der Jagd benannt ist, hat in einem alten Steinbruch in der Hoffenheimer Straße 43 sein Domizil. Er hatte seine Räumlichkeiten und den Schießstand für diesen Lehrgang zur Verfügung gestellt und auch in diesen drei Tagen für eine zufriedenstellende logistische Betreuung und Bewirtung gesorgt.
Feststellen konnte man auch, dass die überwiegende Zahl der Kursteilnehmer im genannten Landkreis bzw. im Norden unseres Verbandes wohnhaft ist. Die Anfahrt nach Eschelbach war für sie problemlos, wenn man über die Bundesautobahn A 5 und A 6 oder auch durch den Kraichgau gefahren ist.
Am ersten Tag hatte der Kurs bis in die frühen Abendstunden gedauert wie mir der Landesschulungsleiter Hans-Josef Lakatos am darauffolgenden Tag berichtet hatte. Trotz einiger Schwierigkeiten stand am Ende des Tages ein positives Ergebnis. Die Anzahl der Teilnehmer lag an der zulässigen Obergrenze was den Rückschluss zulässt, dass diese Lehrgänge mittlerweile aus sehr viel Gründen von Schützen begehrt sind.
Die Kernveranstaltung dieses Lehrgangs findet wie immer am Sonntag statt und ist dem Wiederladen von Zentralfeuerpatronen gewidmet. Am Vormittag wurde das theoretische Wissen behandelt, das von den drei Referenten Hans-Josef Lakatos, Mathias Zäpfel und Günter Graf tiefgreifend in Wort und Bild vorgetragen wurde. Die von den Kursteilnehmer gestellten Fragen wurden präzise beantwortet, so, dass ein zufriedenstellender Dialog entstanden ist. Das verantwortungsvolle Bewusstsein, dass jeder Wiederlader bei der Fertigung seiner Munition eigenverantwortlich handelt, wurde mehrfach als Tenor dieses Vortrags herausgestellt.
Auch während der Mittagspause wurde in kleinen Gruppen diskutiert und danach die restlichen Punkte der inneren Ballistik im Plenum besprochen. Den zukünftigen Wiederladern wurde gleichermaßen aufgetragen, dass eine permanente Weiterbildung in diesem Fachgebiet einfach unerlässlich ist. Es ändern sich gesetzliche Anforderungen und technisches Wissen bei dieser Aufgabenstellung, die Jedem bekannt sein müssen, denn Unwissenheit schützt leider nicht vor Strafe. Wichtig war auch noch, dass sämtliche Ladetätigkeiten nach Fertigstellung der Munition genau protokolliert werden sollen. Durch die Protokollierung besitzt jeder Wiederlader eine Datenbank, auf die er im Bedarfsfall zurückgreifen kann.
Wie bereits bei den Lehrgängen zuvor wurde auch im praktischen Teil an diesem 10. April die Fertigung von Patronen in den Kalibern 6,5x55mm Schweden Mauser und .357 Magnum verlangt. Nach dem Rekalibieren der Revolverpatrone im letzten genannten Kaliber musste die Zündglocke gereinigt werden damit das neue Anzündhütchen eingepresst werden konnte. Die funktionale und geschickte Arbeitsweise war viele Aspiranten ungewohnt, wurde jedoch von beiden Referenten eindrucksvoll demonstriert. Auch die Befüllung der Hülsen war nicht einfach, denn die in den Ladedaten angegebene Pulvermenge, die dem Pulverfüllgerät entnommen wurde, musste zunächst ermittelt und auf der Waage überprüft werden. Diese erforderlichen Arbeitsgänge waren teilweise nicht so präzise bekannt, weshalb die zukünftigen Wiederlader aufmerksam der Ansprache der Referenten zuhörten. Dass man für das kraft schlüssige Setzen des Geschosses Feingefühl benötigt verdeutlichte Mathias Zäpfel, der diesen letzten Arbeitsgang beaufsichtigte. Eine letzte Überprüfung der angegebenen Gesamtlänge der Patrone mit dem Messschieber und die Rotationskontrolle auf einer glatten Oberfläche des Arbeitstisches beendeten die Fertigung. Alle haben zufriedenstellend diese Prüfung gemeistert.
Im zweiten Abschnitt wurde die Fertigung der beliebten Ordonanzpatrone 6,5x55mm Schweden Mauser gefordert. Jedem wurde eine bereits gereinigte Hülse gegeben, die er zunächst optische begutachten musste ob sie zum Wiederladen nach den Erfordernissen noch geeignet ist. Da sie vor der Rückverformung (Rekalibrierung) gefettet werde muss, waren zusätzlich einige Erklärungen nötig, warum hier große Sorgfalt erforderlich ist. Falsche Fette oder unzureichende Schmierung können zu irreparablen Beschädigung der Rekalibriermatritze führen. Dass beim nächsten Arbeitsgang der Außen- und Innenkalibrierung ein großer Kraftaufwand erforderlich ist war teilweise auch unbekannt. Da sich die Hülse durch diese Verformung gestreckt hatte musste sie getrimmt bzw. abgelängt und auf ihre zulässige Länge überprüft werden. Durch die Bearbeitung mit der Hülsenmundfräse sind Grate entstanden die dann am inneren und äußeren Hülsenmund entfernt werden mussten. Anschließend hatte man, wie bereits beim Wiederladen zuvor, die Zündglocke der Hülse gründlich gereinigt. Der nächste Schritt der Fertigung, das Einpressen der Anzündhütchen, war ja bereits bekannt. In die Hülse konnte nun die abgewogene Pulvermenge eingefüllt und das war eine Handlung, die viel Geduld erforderte. Süffisant erklärte Günter Graf, dass nur die vielfache Übung den Meister machen würde. Mit Gefühl das Projektils in die Hülse einsetzen, in die Setzmatritze einführen und die Ladepresse betätigen, das war der letzte mechanische Arbeitsgang zur Fertigung dieser Patrone. Eine Überprüfung der Gesamtlänge und die übliche Rotationskontrolle auf der Tischfläche rundeten die Munitionsfertigung ab.
Da die praktische Schulung in zwei Gruppen aufgeteilt worden war konnte die erste Gruppe ihre Ladungen kurz danach mit einer Kurz- und Langwaffe auf dem Schießstand ihre geladenen Patronen abfeuern. Die zweite Gruppe folgte ihr etwas später.
Wir Referenten durften nach mehrstündiger praktischer Ausbildung ein zufriedenstellendes Ergebnis feststellen. Auch das positive Ergebnis der theoretischen Prüfung hat der Landesschulungsleiter am Ende diese Tages im Gespräch deutlich herausgehoben.
Der Montag stand ganz im Zeichen der gesetzlichen Verpflichtungen, die der Wiederlader beachten und erfüllen muss. Der Schulungsleiter hatte vor dem Eintreffen der beiden Referenten des Regierungspräsidiums Tübingen, Herr Dietmar Schäfer und Herr Benedikt Fritz, noch eine Erklärungen abgegeben. Alle Teilnehmer machten sich zu den Erläuterungen ausführliche Notizen, die sie zukünftig bei ihrem Umgang mit Treibladungspulver verwenden können. Nach aufmerksamen Zuhören des mehrstündigen Referats von Herrn Schäfer wurde das theoretische Wissen in einer schriftlichen Prüfung abgefragt. Alle haben diesen Test bestanden und damit das gewünschte Fachkundezeugnis erhalten.
Zum Schluss möchte ich den Dank den Verantwortlichen dieses Lehrgangs, Landesschulungsleiter Hans-Josef Lakatos, seinen beiden Mitarbeitern Mathias Zäpfel und Günter Graf und den Rechtsreferenten Dietmar Schäfer und Benedikt Fritz vom RP Tübingen aussprechen. Sie haben wie immer mit großer Vor- und Nachbereitung dafür gesorgt, dass ein solcher Lehrgang möglich ist.
Im Jahr 2022 wird noch ein Lehrgang dieser Art stattfinden. Informationen über diesen und kommende Lehrgänge können über die Homepage des BSV erfahren werden.
Günter Graf
Presse, Vorderlader-, Böller-, Wiederlader - Lehrgangswesen
Einziger Kombinationslehrgang (Böller-Vorderlader-Wiederladen) im Jahr 2021
Das Lehrgangsteam des Badischen Sportverbandes im Jahr 2020!
Wie bekannt sein dürfte, führt der BSV seit nun mehr als 40 Jahren staatlich anerkannte Lehrgänge durch, die zum Erwerb einer Erlaubnis nach 27 Sprengstoffgesetz berechtigen.
Bis zum Jahr 2016 war Wolfgang Goldschmidt verantwortlicher Lehrgangsleiter. Nach seinem Tod hat Landesschulungsleiter Hans-Josef Lakatos diese Funktion übernommen.
In seinem gebildeten Lehrteam befinden sich zwei weitere Mitarbeiter, Mathias Zäpfel und Günter Graf. Die Lehrgangsunterrichtung in rechtlicher Hinsicht wird von Hans-Josef Lakatos selbst ausgeführt. Die Unterweisung im technischen Fachbereich, Böllern und Umgang mit Vorderladerwaffen, werden von Mathias Zäpfel und Hans-Josef Lakatos vorgenommen. Für das Wiederladen von Zentralfeuerpatronen ist Günter Graf darüber hinaus kompetent. Die gesetzliche Unterweisungen nimmt das Regierungspräsidium als zuständige Fachbehörde durch die Herren Dietmar Schäfer und Kersten Sparr vor. In allen Fachgebieten wird das Wissen der Teilnehmer nach der Unterrichtung theoretisch und praktisch geprüft.
Seit nun mehr als vier Jahre hat dieses Team erfolgreich gearbeitet und jährlich zwei Lehrgänge durchgeführt. Als langjährige BSV Mitarbeiter dieser Lehrgänge haben sie sich zwischen den Lehrgangsterminen fortlaufend weitergebildet und Strukturen zur Verbesserung der Lehrgangsinhalte erarbeitet. Auch ehemaligen Lehrgangsteilnehmern konnten sie bei ihren Anfragen zum Themenbereich „Böllern, Umgang mit Vorderladewaffen und Wiederladen“ Hilfestellung geben. Da sind bei Telefonaten und Mails in rechtlicher wie auch in technischer Hinsicht öfters kritische Fragen angesprochen, die von ihnen beantwortet und Lösungen angeboten werden konnten.
Bei einigen Personen in meinem Verein (Schützenclub Wolfartsweier) bin ich als langjähriger Wiederlader sogar in ihre Wiederladestätte gekommen und habe ihnen ergänzend besondere Techniken und Fertigkeiten gezeigt, die zur Herstellung ihrer speziellen Patronen notwendig sind.
Leider kann man bei einem so komprimierten Lehrgang jedoch nicht immer alle spezifischen Einzelheiten ansprechen und behandeln. Deshalb wird auch vom Lehrteam die Zusage gegeben, dass im Nachhinein auftretende Fragen mit ihm abschließend geklärt werden können. Da jeder Erlaubnisinhaber nach § 27 Sprengstoffgesetz für seine Tätigkeit eigenverantwortlich ist, hat eine Rücksprache vor der praktischen Realisierung des Böllern, des Laden von Zentralfeuerpatronen oder Vorderladewaffen, seine absolute Berechtigung. Vor unsachgemäßem oder leichtfertigen Umgang mit Treibladungsmittel wird in den Lehrgängen permanent, auch anschaulich, gewarnt.
Im vergangenen Jahr mussten die festgesetzten Termine leider wegen der Covit 19 Pandemie verschoben werden. Durch Verlegung eines Tagungsorts und gesetzlicher Lockerungen konnten im Spätjahr 2020 die beiden vorgesehenen Lehrgänge doch noch vorgenommen werden. Das war dann für Alle, sowohl Kursteilnehmer wie Lehrgangsreferenten, eine zufriedenstellender Umstand.
Für das Jahr 2021 kann definitiv noch keine Zusage über Lehrgangsorte bzw. Termine erteilt werden. Eine Festsetzung wird dann erfolgen, wenn es möglich ist einen Lehrgang durch gesetzliche Änderungen durchzuführen, die Covit 19 Pandemie eingedämmt ist oder keine Beschränkungen mehr im öffentlichen Bereich erforderlich sind.
Günter Graf,
Presse,Vorderlader-, Böller-, Wiederlader - Lehrgangswesen